Die heutigen milden Winter lassen leicht vergessen, wie streng und lang anhaltend die Winter bis vor ca. 20 Jahren waren. Den alten Ittlingern ist besonders der Winter 1941/42 in Erinnerung geblieben.

Uns Jüngeren haben unsere Eltern und Großeltern  erzählt, dass damals die Temperaturen zeitweise unter minus 20 Grad fielen und die Elsenz  zugefroren war. Die Keller, in denen die Vorräte an Kartoffeln, Gemüse, Obst und die Mostfässer lagerten, mussten vor dem strengen Frost mit Strohballen an Türen und Kellerluken geschützt werden. Ebenso die Rübenkeller, in denen die Futterrüben für das Vieh lagerten, neben dem Heu damals die einzige und unentbehrliche Futtergrundlage im Winter. Dazu gab es viel Schnee, die Hauptstrasse und die Verbindungswege zu den umliegenden Ortschaften wurden damals mit dem „Bahnschlitten“ geräumt. Dieser Bahnschlitten, Vorläufer des heutigen Schneepfluges, bestand aus dicken, ca. 90cm hohen Eichenbohlen, die ein großes V bildeten und am Ende ca. 6m breit waren. Vorgespannte Pferde zogen diesen Bahnschlitten über die Strassen und der Schnee wurde zu den Seiten geschoben. Für die Kinder war es den Erzählungen nach ein Erlebnis, auf dem Bahnschlitten mitzufahren. Bis ca. 1958 war dieser Bahnschlitten im Einsatz. Das Bild zeigt diesen Bahnschlitten in den 1940er Jahren, leider schlecht erkennbar, aber bevölkert von Kindern und Erwachsenen.

Im Winter 1941/42 gab es so viel Schnee und Schneeverwehungen, dass die Landwirte daran gehen mussten, im beginnenden Frühjahr wichtige Feldwege vom Schnee freizuschaufeln. Das Bild zeigt eine Gruppe von Ittlinger Landwirten, die die „Elsenzer Hohl“ freischaufeln. Die Elsenzer Hohl  (Hohl von Hohlweg) war ein wichtiger Feldweg Richtung Hilsbach und ist heute noch vorhanden – nicht mehr als Feldweg, sondern als gut erkennbarer Rain, bestanden mit Feldgehölzen und Hecken. Die „Elsenzer Hohl“ zieht sich etwas zurückgesetzt entlang des asphaltierten Feldwegs, der vom Viehweg abzweigt und zu den Forlenhöfen führt.

Die landläufig „Höhle“ genannten Hohlwege, typisch für den Kraichgau, entstanden durch Erosion, hervorgerufen durch die jahrhundertelange Begehung und Befahrung mit eisenbereiften landwirtschaftlichen Fahrzeugen im bei uns vorherrschenden Lößboden. Die „Höhle“ waren 2- 6m tief in die Landschaft eingeschnittene Hohlwege mit steilen Lößwänden, an den Rändern oft mit Bäumen oder Hecken bewachsen. Diese Hohlwege waren nach heutigem Verständnis wertvolle Biotope, bei der Flurbereinigung wurden sie unwiederbringlich eingeebnet.

Bei einem für den September geplanten Gemarkungsrundgang des Heimatvereins werden wir unter Anderem näher auf die Geschichte der „Höhle“ eingehen und ehemalige Standorte vorstellen.

 

        Michael Hauk

 

Was Wetterextreme angeht, hier noch ein Bericht, den der Heimatverein im handschriftlichen Original von Friedbert Uhler erhalten hat (Anmerkungen kursiv gesetzt):

Zum Andenken über ein so großen Schneeh der da fiel im Jahr 1845

Am 16ten Märtz Morgens um 8 Uhr der Bahnschlitten (Schneepflug) durch das Ort gehen muß bis an die Grenze der Markung da der Omnibus (Postkutsche) stehen blieb zwischen Ittlingen und Reihen und am 28ten Märtz ging der Schneeh und verwandelte sich in Wasser und das Wasser war so grooß und im Damm (??Text teilweise nicht zu entziffern, der heutige „Damm“ existierte 1845 noch nicht, evtl. ist ein Hochwasserdamm gemeint) so grooß dass man das Fieh (Vieh) aus der Stallung holen musste und schoß das Wasser vor den Häusern 3 Schuh (ca. 90cm hoch) vorüber.

Verbindlicher Unterschrift

Jakob Uhler Sattler in Ittlingen 1845