… über eine fast völlig vergessene Persönlichkeit aus der Vergangenheit unseres Dorfes.
Der Name Ludwig von Schmidberg wird dem Leser, der sich nicht eingehender mit der Geschichte unseres Dorfes beschäftigt hat, wahrscheinlich nicht viel sagen. Möglicherweise hat er schon einmal davon gehört, dass ein Herr von Schmidberg einst seinen Sitz in dem Herrenhaus auf dem Bauberg hatte, wo sich auch sein Wappen über der Eingangstür auf der Hofseite befindet.
Dieser Herr Ludwig von Schmidberg war während des 30-jährigen Krieges einer jener Heerführer und Kriegsherren, die es bis zum Feldmarschall – ja Generalfeldmarschall – gebracht haben und auf diese Weise vermutlich auch ihr umfangreiches Vermögen erlangt haben. Er hatte in den Kraichgauer Adel eingeheiratet; seine Frau Maria Magdalena war eine Tochter von Johann Bernhard von Mentzingen. In den Jahren 1649 und 1650, also kurz nach dem Ende des verheerenden Krieges, kaufte er die Herrschaft Lehrensteinsfeld und einen Teil von Ittlingen samt dem adeligen Haus, das in Schutt und Asche lag. Er baute es auf den Grundmauern und dem Keller wieder auf.
Ludwig von Schmidberg wurde im Jahr 1594 in Weißenburg / Bayern geboren. Er war im Jahr 1631 bei der Belagerung und anschließenden Besetzung von Heilbronn unter den Offizieren des schwedischen Feldmarschalls Horn und wurde von diesem zum Stadtkommandanten bestimmt. Als solcher hatte er die Aufgabe die Stadt stärker zu befestigen.
Im darauffolgenden Jahr wurde er vom Oberbefehlshaber der protestantischen Unionstruppen des König Gustav Adolf von Schweden mit den Gütern der Familie von Ehrenberg beschenkt. Diese Schenkung hatte nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen jedoch keine Bedeutung mehr. Im weiteren Kriegsverlauf stieg Ludwig von Schmidberg zum Feldmarschall auf und beteiligte sich an der Belagerung der Festung Philippsburg und war Stadtkommandant von Speyer. Nach dem Tod von Herzog Bernhard von Weimar ging dessen Heer zur französischen Herrschaft über, und so stand von Schmidberg seit 1639 in französischen Diensten. 1645 kämpfte er unter Turenne gegen die kaiserlichen Truppen und geriet in der Schlacht bei Herbsthausen in Gefangenschaft. Nach dem Waffenstillstand zwischen Bayern und Frankreich 1647 kam er wieder frei und kehrte nach Heilbronn zurück, das wieder von Frankreich besetzt war.
1649 wurde er von Turenne zum Oberbefehlshaber über alle französisch besetzten Orte in Deutschland ernannt. Im selben Jahr erwarb er, wie bereits erwähnt den Ort Lehrensteinsfeld und einen Teil von Ittlingen. Sein Wohnsitz war das Schloß Lehrensteinsfeld, wo er auch im Jahr 1657 im Alter von 73 Jahren verstarb. Dorf und Schloß Lehrensteinsfeld blieben bis zum Tod seines letzten männlichen Nachkommen 1777 im Besitz der Familie von Schmidberg.
Die Gebäude auf dem Bauberg, die Ludwig von Schmidberg hatte errichten lassen waren im Lauf von 100 Jahren ruinös geworden und wurden 1768 bis 1772 in barockem Stil neu aufgebaut, wobei der Wappenstein mit den Wappen von Gemmingen, Landschad von Steinach und von Mentzingen an der Straßenseite und der Wappenstein mit dem Schmidbergischen Wappen wieder über dem Eingangsportal eingebaut wurden.
Nach dem Erlöschen der männlichen Schmidberg`schen Linie verkauften die Erben die Hinterlassenschaften. 1780 erwarb Philipp von Gemmingen-Guttenberg den Bauhof und das Zehntrecht in Ittlingen. Seine Erben verkauften den Bauhof Ende des 18. Jahrhunderts an die Familie des Rentamtmanns Hahn.