Im Herbst des Jahres 1889, genauer am 10. September, einem Dienstag, wurde unser Dorf von einer schrecklichen Mordtat erschüttert. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich am Nachmittag dieses Tages die traurige Nachricht im Ort, dass in der vorausgegangenen …

Nacht der 23-jährige August Fritschle zwischen Ittlingen und Reihen grausam ermordet worden war. Das Opfer war zu der Zeit als Obergefreiter beim Feldartillerie-Regiment Nr. 14 in Karlsruhe (Schloss Gottesaue) als Soldat und wäre wenige Tage später als Reservist entlassen worden. Er befand sich mit seiner Einheit im Manöver und war in Reihen einquartiert. Am Abend des 9. September hatte er seine Eltern in Ittlingen besucht und sich kurz nach 23 Uhr auf den Rückweg nach Reihen gemacht. Unterwegs wurde er, bereits auf der Reihener Gemarkung von einem Unbekannten überfallen und durch drei Revolverschüsse von hinten in den Kopf getötet. Nachdem der Täter sein Opfer ausgeplündert und teilweise entkleidet hatte, trug er den Leichnam etwa 100 Meter weit über eine Wiese in Richtung Elsenz, dann warf er ihn ab und schleifte ihn noch einmal knapp 200 Meter über den Boden zur Elsenz und warf den leblosen Körper mit über den Kopf gezogenem Hemd ins Wasser. Als der Soldat am nächsten Morgen in seinem Quartier in Reihen vermisst wurde, benachrichtigte ein Sergeant seiner Batterie die fassungslosen Eltern. Der Vater Wilhelm Fritschle machte sich umgehend auf die Suche. Durch die Spuren im Gras aufmerksam geworden ging er ans Ufer der Elsenz und fand dort seinen Sohn tot im Bach. Ein Soldat half dem Vater seinen Sohn aus dem Wasser zu ziehen. Der junge Mann, der sich im Dorf und bei seinen Kameraden größter Beliebtheit erfreute, wurde nach dem Beginn der kriminalpolizeilichen Ermittlungen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Ittlinger Friedhof bestattet. An seine Grabstelle werden sich unsere älteren Mitbürger sicher noch erinnern. Selbstverständlich brodelte sofort die übliche Gerüchteküche und ein der Tat verdächtiger junger Ittlinger wurde wegen entsprechender Anschuldigungen kurz in Untersuchungshaft genommen. Er wurde jedoch wenig später mangels Beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt. Die offiziellen polizeilichen Ermittlungen verliefen ohne Ergebnis und die Akten wurden im Jahre 1893 geschlossen. Die grausame Tat blieb somit ungesühnt.

 

  Michael Hauk      Geschrieben am 10.11.2014 unter Verwendung der Kopie eines Zeitungsartikels aus dem Jahr 1889