Eine feste und auch durchaus wichtige Einrichtung in früherer Zeit, die heute völlig aus dem dörflichen Leben verschwunden ist, war die „Kindsmagd“, in der Ittlinger Mundart die „Kindsmaad“.

Das war nun nicht etwa ein Kindermädchen im üblichen Sinne, das gab es eigentlich nur in großbürgerlichen Haushalten, sondern das waren Schulmädchen im Alter von 12- 14 Jahren, denen ein Kleinkind aus der Verwandtschaft oder der Nachbarschaft anvertraut wurde und das sie an den Nachmittagen, nach Erledigung der Hausaufgaben, oder in den Ferien zuverlässig zu betreuen hatten. Sie fuhren diese Kinder im Kinderwagen oder Sportwagen bei schönem Wetter spazieren, meist in Begleitung einer oder mehrerer Freundinnen, die ebenfalls ihre jeweiligen Schützlinge bei sich hatten. Auf diese Weise wurden die Mütter zumindest stundenweise von der Betreuung und Versorgung ihrer Kleinkinder entlastet und konnten sich anderen ihrer vielfältigen Aufgaben in Haus und Hof widmen. Das Betreuungsverhältnis endete in der Regel mit dem Eintritt der Kinder in den Kindergarten oder mit der Aufnahme einer Berufsausbildung oder der Annahme einer „Stellung“ der Kindsmagd bei einer gutsituierten Familie. Eine enge Verbundenheit der Kindsmagd mit ihrem Schützling blieb oft lange Zeit erhalten

 

   Tanja Kirchgeßner