Unser gutes Stück, sie war für viele Zwecke nützlich. Samstags benötigten wir sie für den großen Badetag. Meistens badeten wir in der Waschküche, da hatten wir zwei große Kessel, aber nur eine Befeuerung…

In einem wurden täglich Kartoffeln für die Schweine gekocht. Samstags wurden die Kessel ausgetauscht, da kam der Wasserkessel über die Feuerstelle, in dem für 7 bis 8 Personen das Wasser für den Badetag erhitzt wurde.

Die Reihenfolge des Badens artete manches Mal zu einem Wettlauf aus. Wer darf als erster in dem noch frischen und heißen Wasser baden? Wer kommt als nächster dran? Zwei oder drei Personen mussten nacheinander im selben Wasser baden, bevor es wieder erneuert wurde. Jeder kämpfte um das erste frische Badewasser. Im Winter wurde es in der Waschküche immer sehr schnell kalt, die Türe ging ins Freie und war nicht dicht. Der Wind konnte ungehindert durch die offenen Ritzen pfeifen. Vater war von uns allen am wenigsten anspruchsvoll. Ihm genügte das letzte Badewasser, ein Eimer frisches warmes Wasser dazu und schon war er zufrieden. Er begnügte sich mit dem was da war, auch wenn er sich nicht mehr ins Wasser reinlegen konnte.

Manchmal im Winter, wenn es sehr kalt war, kam die Zinkbadewanne in die Küche. Nach Feierabend mussten wir nun das warme Wasser von der Waschküche in die Küche tragen, das erschwerte das Badefest. Dafür war es in der Küche angenehm warm. Jeder wollte das warme Bad in der warmen Küche möglichst lange genießen. Sich vollkommen in das herrliche Wasser reinlegen, das war ein seltener Genuss. Mutter trieb uns immer wieder an, wir sollten uns schneller waschen, denn sie wollte noch vor Mitternacht den Zuber aus der Küche loswerden. Erst heute kann ich mir so halbwegs vorstellen, dass das nasse Badefest in der Küche für Mutter eine große Arbeitsbelastung gewesen sein musste.

Eines Tages hatte Mutter diese Schinderei satt. Wir hatten an unserem Haus zwei Eingangstüren. Eine vorne, die andere nach hinten zum Hof. Mutter bestand darauf, dass die vordere Haustüre zugemauert wurde, an die sowieso nur die Hausierer kamen. Gesagt – getan. In die so gewonnenen drei Quadratmeter Fläche wurde nun ein klitzekleines Bad eingebaut. Quer hatte die Badewanne Platz und daneben fand sich noch ein Eckchen für ein Handwaschbecken, groß genug für eine Katzenwäsche. Auch ein Warmwasserboiler der das Wasser beheizte, musste über der Badewanne eingebaut werden. Bald war diese Idee von Mutter verwirklicht. Die Katzenwäsche am Spülbecken in der Küche gehörte nun der Vergangenheit an. Was hatten wir jetzt für einen Luxus.

Aber die Zinkbadewanne hatte noch nicht ausgedient. Für die große Wäsche war sie noch immer unentbehrlich. Waschtag, ein harter Tag für Mutter. In der Zinkbadewanne weichte Mutter über Nacht die weiße Wäsche ein. In der Früh ging die Schwerstarbeit los. Bettwäsche, Buntwäsche, Unterwäsche, alles musste mit Hand gewaschen,  gestampft und ausgewrungen werden. Hemdkragen und Stallhosen wurden auf dem Waschtisch gebürstet. Im Kessel wurde weiterhin das Wasser für die große Wäsche warm gemacht, und die weiße Wäsche kam hinein zum Kochen. Für den Waschkessel hatten wir einen besonders konstruierten Deckel. An dessen Unterseite  waren vier Rührer angebracht, ähnlich wie heute an einem Handrührgerät. Durch Schließen des Deckels ragten diese Rührer nun zwischen die Wäsche. An der Oberseite des Deckels  war ein langer Griff  angebracht, damit wurden die Rührer und die Wäsche hin und her bewegt.  Der Motor dieser „halbautomatischen Waschmaschine“ war meistens ich. Heute noch höre ich Mutter sagen, wenn ich von der Schule nach Hause kam: „Gut dass Du kommst, Du kommst gerade recht, Du kannst die Wäsche rütteln!“  Das ging in die Arme. Oft jammerte ich: „Mutter, mir tun die Arme weh!“. Ihre Antwort war dann: „Zähle 5-mal bis 20, dann kannst Du aufhören“. So verlängerte sie die Halbautomatik mit mir.

Aber bald war auch diese Schinderei vorbei. Eines Tages kam ein Vertreter der uns eine vollautomatische Waschmaschine vorführte. Wir schauten uns diese Wundermaschine an und konnten nicht glauben, dass wir in so einem kleinen Ding unsere Berge von Wäsche waschen könnten. Aber wir konnten es …

Später stand die Zinkbadewanne im Sommer im Hof, gefüllt mit Wasser, beheizt von der Sonne, mit der kleinen Rutsche an einem Ende diente sie als Riesenbadespaß für die Enkelkinder. Heute sieht man solche  Zinkbadewannen noch bepflanzt in Gärten als „antike“ Pflanzbehälter stehen.

 

  Marga Grönwald, geb. Klemm, überarbeitet von Michael Hauk und Dr. Ingeborg Hagenlocher