Lebensmittel kühlen oder einfrieren ist heute selbstverständlich. Vor dem Krieg war das noch unbekannt. Wir hatten zum Glück einen kühlen Erdkeller, wo man so allerlei Lebensmittel aufbewahren konnte…

Besonders gut war der Keller zum Lagern von Äpfel und Birnen, die im Herbst geerntet wurden. Wir schlachteten circa vier Schweine im Jahr. Das Fleisch wurde in Gläser eingeweckt. Das gute Beckenfleisch konnten wir beim Metzger zum Räuchern in den Kamin hängen. Nach einigen Wochen war das Fleisch in einen delikaten Schinken verwandelt. Als Zahlungsmittel mussten wir einen Schinken opfern. Innereien, ausgelassener Speck, Fleisch und Blut, alles wurde mit einer Maschine fein durchgedreht. Mit Zwiebel und Gewürzen entstand so ein feiner Wurstteig. Der Metzger füllte die sauber geputzten Därme mit dem Wurstteig. Auch Blechdosen wurden mit dem Wurstteig gefüllt. Der Installateur im Dorf hatte eine Maschine, mit der er die Deckel der Dosen im Drehverfahren fest verschließen konnte.

Aber wie stand es mit der Milch? Mutter hatte eine große Schüssel. Diese füllte sie mit kaltem Wasser, stellte die Milch hinein und bewahrte sie im kühlen Keller auf. Leider war die Milch im Sommer bei großer Hitze trotzdem schnell sauer. Weggeschüttet wurde sie aber deswegen nicht. Die saure Milch stellte Mutter auf den noch warmen Herd, bis sie stockte und dick wurde. Die gestockte Milch wurde in ein Leinensäckchen gegossen und zum Abtropfen über der Spüle aufgehängt. Nach dem Abtropfen blieb ein trockener Quark übrig. Dieser mit Milch und Schnittlauch angemacht, Pellkartoffel dazu, das war und ist auch heute noch ein köstliches Abendessen.

Im Jahre 1955/56 wurden im Dorf von der Gemeinde für die Bauern Tiefkühlfächer gebaut. Dabei handelte es sich um eine Gemeinschaftstiefkühlanlage. Die einzelnen Fächer konnten gemietet werden. Die Anlage stand allerdings nicht nur Bauern, sondern allen Ittlingern offen und befand sich im Untergeschoss des heutigen Bürgerhauses, jetzt Ratskeller bzw. Treppenhaus. Das war eine Sensation. Frisch geschlachtetes Fleisch konnte jetzt eingefroren werden. Ab sofort wurde das Fleisch in das Kühlhaus gebracht. Somit gehörte das Einkochen des Fleisches der Vergangenheit an. Jetzt mussten wir lernen, wie man das Fleisch luftdicht verpackte. Aber das lernten wir schnell. Alle Bauersleute nahmen diesen Fortschritt gerne an.

Jetzt galt es in der Früh oder am Abend, wenn die Milch zur Molkerei gebracht wurde, darüber nachzudenken, was am nächsten Tag gekocht werden sollte, da das Kühlhaus nur zu den Molkereiöffnungszeiten morgens und abends zugänglich war.

Ein paar Jahre später ließ sich der Fortschritt auch in unserem Haushalt nicht mehr aufhalten. Im Jahr 1961 kam dann der erste Kühlschrank in unseren Haushalt, der uns so vieles leichter haltbar machen ließ.

   Marga Grönwald, geb. Klemm, geschrieben in Waldkraiburg 11/2016 – überarbeitet und digitalisiert von Michael Hauk und Tanja Kirchgeßner