45 Personen nahmen vor Kurzem an der vom Heimatverein Ittlingen angebotenen Besichtigung teil. Nachdem alle Teilnehmer mit Schutzhelmen und Warnwesten ausgerüstet waren und damit ein buntes Bild abgaben, begrüßte der Betriebsleiter, Herr Krafft, zusammen mit Frau Strecker die Gruppe auf dem Betriebsgelände.

Er gab zunächst einen interessanten Abriss über die Entstehung des Ittlinger Gesteins in den letzten 400 Millionen Jahren und zeigte die bei den einzelnen erdgeschichtlichen Perioden entstandenen typischen Gesteine. Anschließend folgte eine Übersicht über die momentane Angebotspalette: Schotter in vielen Körnungen! Interessant und den meisten unbekannt waren seine Erläuterungen, wo Kalksteinschotter bis hin zum feinsten Mehl Verwendung findet: vom Straßen-, Wege-, Bahn- und Landschaftsbau usw. bis hin zu Lippenstift, Kosmetik und Zahnpasta!

Dann ging es in den Steinbruch, von einem Aussichtspunkt aus erläuterte Herr Krafft den beeindruckenden Abbau: Die Höhe von der Geländeoberkante bis zur Sohle des Bruchs beträgt ca. 95 m. Die oberen Schichten mit ca. 30 m Mächtigkeit bestehen aus Mutterboden, Keuper und minderwertigem Gestein, das nicht verwendet werden kann und daher abgeräumt werden muss. Im bereits ausgebeuteten Teil des Steinbruchs wird dieses Material schichtweise wieder eingebaut, mit Mutterboden aufgefüllt und so renaturiert bereits wieder als Ackerland genutzt. Der darunter anstehende Muschelkalk, ca. 65 m mächtig, wird dann schicht- und abschnittsweise gesprengt. Im Gegensatz zu früher, als die Sprengungen im ganzen Dorf zu hören und zu spüren waren, erfolgen diese heute weit dosierter und werden außer von den direkten Anliegern kaum noch wahrgenommen. Aus der Wand austretendes Grundwasser sammelt sich in einem Teich und muss ständig abgepumpt werden, der Steinbruch würde sonst in kürzester Zeit „absaufen“. Der sich unterhalb der jetzigen Sohle befindliche Grundwasserleiter darf nicht angeschnitten werden, um das Grundwasser nicht zu gefährden. Dazu erfolgen regelmäßige Untersuchungen mit Kontrollbohrungen rund um den Steinbruch. An Ort und Stelle wurde uns dann gezeigt, wie das Gestein mit riesigen Radladern in einen auf der Sohle stehenden Brecher transportiert wird. Das gebrochene Gestein wird dann über ein 750 m langes Förderband zur weiteren Verarbeitung, zum Sieben und in Silos zum Verladen transportiert. Um Lärm- und Staubemissionen durch Fahrzeuge möglichst zu vermeiden, werden Förderbänder mit einer Gesamtlänge von 1200 m betrieben. Täglich verlassen ca. 2500 Tonnen Schotter per LKW den Steinbruch. Unser Rundgang führte uns gegen Ende noch durch den alten, aus der „Ära Hönnige“ stammenden Bruch. Hier bleiben die verwitternden Steilwände, die entstandene Vegetation und ein Teich als Biotop mit Nist- und Laichmöglichkeiten für Vögel und Amphibien erhalten.

Zum Abschluss der Führung bedankte sich der Vorsitzende des Heimatvereins bei Herrn Krafft und seinen Mitarbeitern für die fachlich überaus interessante Führung und die offenen Diskussionen. Viele Teilnehmer stehen nach diesem Vormittag dem Betrieb sicherlich verständnisvoller gegenüber.

 

      Michael Hauk