Im Herbst 2021 führte der Heimatverein Ittlingen e.V. eine Begehung im Walddistrikt Saustall der „Ittlinger Waldgenossenschaft“ durch. Fachmännisch geführt wurde die Gruppe dabei vom Vorsitzenden der Genossenschaft, Herrn Eckhard Keller, und dem für diesen Bereich zuständigen Forstwart Herrn Michael Meny vom Kreisforstamt Heilbronn […]

Zu Beginn der Begehung stellte Herr Keller die Waldgenossenschaft vor. Diese Organisationsform des gemeinschaftlichen Waldbesitzes und der Waldbewirtschaftung gibt es in Baden- Württemberg ansonsten kaum noch. Entstanden sind die ursprünglich zwei Waldgenossenschaften, nämlich die Gemmingen´sche und Hornberg´sche aus dem Ittlinger Waldbesitz der beiden ehemaligen Ittlinger Grundherrschaften von Gemmingen-Gemmingen und Gemmingen-Hornberg. Mit der ab 1840 erfolgten Übergabe von ca. 2/3 der herrschaftlichen Waldungen an die Eigentümer der damals bestehenden Ittlinger Häuser und Höfe, erloschen die bis dahin bestehenden Wald-Pflichten der Herrschaft gegenüber der Ortsbevölkerung, wie die Gestellung von Bau- und Brennholz, die Weidenutzung des Waldes und die Gewinnung von Laubstreu. Die ca. 140 ha große Waldfläche wurde in Morgen aufgeteilt und anteilsmäßig an die berechtigten Familien übergeben.  Grundsätzlich können die Genossen dabei immer nur einen örtlich nicht definierbaren Anteil an der Gesamtfläche besitzen. Durch Erbteilungen wurden die Morgen über die Jahre hinweg bis auf eine Mindestgröße von einem 36ten Teil eines Morgen verkleinert.

Bis in die 1960er Jahre wurde je Morgen eine bestimmte Menge Brennholz geschlagen und die Genossen erhielten die ihrem Anteil entsprechende Menge Holz. Das führte im Frühjahr vor der Holzabfuhr dazu, dass bei kleineren Anteilen einzelne Ster Holz scheiterweise geteilt und um „Prügel und Wellen“ (dünneres Anfeuerholz) gelost wurde. Mit der nachlassenden Nachfrage nach Brennholz wird seit ca. 1970 nur noch Industrieholz geschlagen und verkauft. Der erzielte Gewinn wird wiederum entsprechend der einzelnen Anteile an die Genossen verteilt. Geführt wird die Waldgenossenschaft von einem ehrenamtlich tätigen 3-köpfigen Vorstand und dem „Rechner“.

Nach den interessanten Ausführungen von Herr Keller führte Forstwart Meny die Gruppe in einem ausgedehnten Rundgang durch den Genossenschaftswald. Er erläuterte die unterschiedlichen Waldnutzungen in früheren Zeiten bis zur heutigen nachhaltigen Bewirtschaftung. Man legt Wert auf die an Standorte angepassten Baumbestände, auf natürliche Verjüngung und den Verzicht auf Kahlschläge und Monokulturen. Nach seinen Ausführungen befindet sich unser Wald in einem relativ guten Zustand mit einem ausgewogenen Baumbestand. Im Hinblick auf den Klimawandel zeigte Herr Meny neue, versuchsweise angepflanzte und bislang in unseren Wäldern nicht vorkommende Baumarten auf, die mit Trockenphasen besser zurecht kommen sollten. Dazu zählen z.B. Roteichen, Esskastanien, Spitzahorn und Douglasien. Vor ca. 15 Jahren trat in Deutschland zum ersten Mal das Eschentriebsterben auf,  welches über die Jahre massive Baumrodungen zur Folge hatte. An diesen Standorten werden heute Vogelkirschen angepflanzt.

Zum Abschluss der Begehung bedankte sich Herr Dr. Kattermann bei den beiden Referenten für die äußerst interessante und sehr informative Begehung und wünschte weiterhin viel Erfolg mit und in den Ittlinger Wäldern.

 

 

Michael Hauk